Verspiegelte Fenster lassen die Wärme draußen!

Wie viele Wohnmobilisten wissen, kann es im Sommer sehr unangenehm warm im Wohnraum werden, besonders, wenn man keinen schattigen Platz erhaschen kann (was leider nur zu oft der Fall ist). Auf eine Klimaanlage möchte ich aufgrund der für mich sehr wichtigen Unabhängigkeit vom Stromanschluss verzichten, weil der Stromverbrauch enorm ist. Wenig Strom brauchen Klimaanlagen, die auf dem Verdunstungsprinzip arbeiten, diese bringen aber bei feuchter Luft (und die trifft man im Mittelmeerraum nicht selten an) nicht mehr den gewünschten Effekt!

Nun bin ich auf die ideale Lösung gestoßen: Das Verspiegeln der Fenster ist recht preiswert und relativ einfach zu realisieren. Der Effekt ist enorm! Gerade an den Dachfenstern hatte ich im Sommer mit zerstörerischer Hitze zu kämpfen. Hier nutzte auch das Schließen der Rollos nichts, weil sich die Hitze daüber staute und Kunststoffteile verbrannte. Von dieser Hitze ist nun absolut nichts mehr zu spüren!

Ein (sehr) positiver Nebeneffekt ist, dass man von außen nicht mehr in das Farzeug hineinsehen kann, was m.E. potentielle Einbrecher abschrecken müsste: Man weiß ja nicht, ob sich gerade jemand im Fahrzeug befindet und man vielleicht gerade beobachtet wird? Von innen ist die Sicht jetzt besser, weil die nun überflüssigen Vorhänge entfernt werden konnten.

Es gibt verschiedene Spiegelfolien auf dem Markt und ich empfehle unbedingt die 'Spiegelfolie extrem'. Hier dringt wirklich fast keine Wärme mehr durch.

Die Wohnraumfenster sind nun bestens isoliert, aber was macht man mit den riesigen Scheiben im Fahrerhaus, die man natürlich nicht mit Spiegelfolie bekleben darf? Die vorhandenen Plissee-Jalousien hielten die Wärme nicht ab. Sie ließen zwar kein Licht durch, aber die Wärme wurde nur leicht gebremst. Wenn man ungünstig stand, wurde man im Hubbett bereits mit den ersten Sonnenstrahlen durch die rasch zunehmende Wärme geweckt.

Eine Isomatte, die von außen angebracht wird, war mir zu umständlich und hätte zusätzlich Stauraum benötigt, der zwar ausreichend aber nicht übermäßig vorhanden ist. Die Lösung hier war der Austausch des einfachen Plissees in doppelt plissiertes Material. Dieses hat eine wärmereflektierende Außenseite, verspiegelte wabenförmige Hohlkammern und zur Innenausstattung passende Farbe an der Innenseite (in etwa zu erkennen auf dem rechten Foto: Die Fahrertür ist geöffnet und die Plissee-Jalousie geschlossen).

Die reinen Plissee-Zuschnitte haben ca. 500,- € gekostet, den Einbau in die vorhandenen Halterungen bzw. Führungen habe ich selbst vorgenommen. Die normalen Plissees liegen 20 mm breit, die doppelten 25 mm. In meinem Fall war aber weniger Anpassungsarbeit erforderlich, als ursprünglich angenommen - ich habe lediglich die Kassetten auf 3 mm starke Holzleisten montiert, dass sie durch den größeren Abstand zur Wand dem Plissee ausreichend Platz bieten können.

Wie sieht es mit der Haltbarkeit der Spiegelfolie aus?

Ich habe die Fenster (Stand Juni 2019) vor 6 Jahren mit der "Spiegelfolie extrem" beklebt. Auf den Seitenfenstern ist die Folie, abgesehen von ein paar feinen Haarrissen, noch ganz passabel, aber auf den Dachfenstern ist sie blind und rissig - und zwar schon seit 3 bis 4 Jahren. Der Schutzeffekt hat dadurch zwar etwas nachgelassen, ist aber immer noch ausreichend.

Mein größtes Problem bei der Erneuerung der Folie war die Entfernung der alten PE-Folie. Ich hatte es mit verschiedenen Lösungsmitteln versucht, aber die Folie lässt diese nicht bis zur Kleberschicht durchdringen. Jetzt habe ich einen erfolgreichen Versuch mit Heißluft durchgeführt, und zwar wegen des fehlenden Stromanschlusses mit einem Propangasbrenner. Es erfordert allerdings etwas Fingerspitzengefühl, damit das Acrylglas unter der Folie nicht verbrennt.

Auf dem rechten Foto sieht man oben die verwitterte Folie, in der Mitte die Kleberschicht und unten die mit Universal- verdünnung gereinigte Fensterfläche, auf dem linken Foto links die verwitterte Folie und rechts die abgeschobenen Folienreste auf der Kleberfläche.

Abgesehen von 2 kleinen Stellen wurde die Fensteroberfläche nicht verbrannt. Allerdings entstanden durch die extremen Wärmeunterschiede und dadurch bedingte Verwerfungen im Glas viele Haarrisse (auf dem rechten Foto in der Vergrößerung recht gut zu erkennen). Aus diesem Grund werde ich diese Arbeiten in Zukunft nicht mehr mit Heißluft durchführen sondern einen "Folienradierer" ausprobieren. Nach den jetzt gemachten Erfahrungen ist diese kostengüstige Variante vielver- sprechender als erwartet.

Jetzt wollte ich natürlich eine widerstandsfähigere und - wegen der Fensterwölbung - auch dehnbarere Folie verkleben. Meine Wahl fiel auf eine Spiegelfolie auf PVC-Basis, etwa 3 mal so stark wie die PE-Folie und flexibler (dehnbarer). Im Kleingedruckten hatte ich übersehen, dass es sich um eine Adhäsionsfolie, also ohne Kleber, handelt. Das wäre noch kein Problem für mich gewesen, aber diese Folie wurde sehr warm in der Sonne und ließ auch noch zu viel Wärme in das Fahrzeuginnere gelangen.


Also suchte ich jetzt nach einer Profi-Folie: Die Suche nach 3M-Spiegelfolie ergab zwar viele Treffer und interessante Informationen, allerdings habe ich nach langem Suchen nur einen Händler (Fa. Adler in Österreich) gefunden, der auch Privatpersonen beliefert. Der Preis ist bei allen Händlern relativ gleich - etwa das zehnfache meiner bisher verwendeten Folie. Wenn die Lebensdauer auch entsprechend höher ist, soll es mir recht sein.

Diese Folie (Sonnenschutzfolie-3M-silver-15-plastic) macht schon mal einen sehr guten Eindruck (robust und kratzfest). Die Verlegung auf ebenen oder leicht gewölbten Oberflächen ist sehr einfach. Bei meiner Dachhaube ist die Wölbung zu stark, es ist mir daher nicht gelungen, alle Falten zu verhindern (Bild rechts). Aber kleiner Tipp von mir: Die Falten, die sich immer wieder hochwölben, einfach mal 1 oder 2 Tage trocknen lassen, und dann von innen nach außen kräftig andrücken (darauf achten, dass der "Luftkanal" nach außen nicht versperrt wird, solange noch nicht alle Blasen beseitigt sind (Ergebnis im Bild links).

Erfahrungen mit dem Entfernen alter (verwitterter) Folie (Stand: 01.05.2020)

Die 3M-Folie auf den Dachfenstern hat das erste Jahr ohne Veränderung überstanden. Jetzt sind die Seitenfenster dran:
Wie schon weiter oben erwähnt, ist das Entferen der Folie mit einer Flamme möglich, aber nicht sehr zu empfehlen. Den "Folienradierer", auf den ich große Hoffnungen gesetzt hatte, kann man ganz vergessen: Der reibt nur ein bisschen auf der Folie herum, ohne sie nennenswert zu beschädigen. Auch an den Rändern tut sich nichts, egal ob mit oder ohne Heißluft.

Da sich die Folie mit Heißluft aber noch am besten lösen ließ, habe ich versucht, hier eine Alternative zu Flamme und 2.000 W Heißluftpistole zu finden. Bei eBay fand ich schließlich ein kleines 300 W Heißluftgerät. Das Gerät ist leicht und handlich, die erzeugte Temperatur reicht völlig aus, außerdem wird bei dieser Leistung das Bordnetz nicht arg belastet.

Aber auch hier kommt es - besonders in den Randbereichen, wo das Glas stark gebogen ist - leicht zu Rissen (Foto rechts). Nach dieser Erfahrung bin ich dazu übergegangen, in den Randbereichen die Folie ohne Heißluft abzuschaben (Foto links). Die Kleberschicht verhindert dabei glücklicherweise weitgehend Kratzer im Glas. Auf der gesamten Fläche wäre diese Vorgehensweise allerdings zu mühsam, deshalb bietet sich hier zur Unterstützung die Heißluft an. Das Abschaben der Folie geht damit leichter und auch hier verindert die Kleberschicht das Verkratzen des Acrylglases. Das ist auch wichtig, denn man muss schon einigermaßen kräftig schaben. Als Schaber habe ich übrigens ein Gipseisen mit einer ca. 2 cm breiten "Klinge" verwendet, die ich noch etwas angeschärft habe. Für ein Fenster 130 x 60 cm habe ich so etwa 5 - 6 Stunden (auf mehrere Tage verteilt) gebraucht - und da ist das Entfernen der Kleberschicht mit Universalverdünner noch nicht mitgerechnet! Man braucht also vor allem Geduld und Ausdauer...

Oktober 2021: Ein Leser dieser Seite gab mir den Tipp, die alte Folie nicht mit Heißluft, sondern mit Dampf abzulösen, damit würde man auch gleich den Kleber mit entfernen. Ich habe es noch nicht selbst ausprobiert (und es dauert auch hoffentlich noch recht lange, bis ich wieder in diese Situation komme), aber ich kann mir gut vorstellen, dass hierdurch auch die Rissbildung im Trägermaterial verhindert oder zumindest minimiert wird, weil die Dampftemperatur nach oben begrenzt ist.

Über die Haltbarkeit der 3M-Folie werde ich hier jedes Jahr kurz berichten!
22.06.2021: Ich habe noch keine Veränderungen festgestellt, die Folie glänzt und wirkt noch wie am ersten Tag!
15.07.2022: Die "alte" Folie auf den Dachfenstern wäre jetzt schon blind und rissig. Die "neue" hält sich wacker, ist immer noch gut durchsichtig und glänzt. Nur die Ränder sind nicht mehr so schön, was mich auf dem Dach nicht stört - die Seitenfenster sind noch tadellos!
09.08.2023: Der Zustand der Folien ist unverändert gut. Wie schon im letzten Jahr erwähnt, sehen die Ränder auf den Dachfenstern nicht mehr so schön aus. Ich hatte sie bei der Montage mit Tesafilm fixiert, weil sie sich immer wieder anhoben. Der Tesafilm löst sich jetzt auf, aber die Ränder halten trotzdem zufriedenstellend. Gegenüber der "Spiegelfolie extrem", die ich zuvor verwendet hatte, ist die 3M-Folie nicht ganz so blickdicht von außen und lässt etwas mehr Sonnenwärme durch. Dafür ist aber die Sicht nach außen wesentlich klarer und und die Haltbarkeit um ein vielfaches höher! Außerdem bin ich sicher, dass sich diese Folie deutlich leichter entfernen lassen wird.